Übungsweise


Wir stellen in den Yogastunden mit den asana immer ein Thema zur Verfügung. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer kann sich so zu den Übungen und Themen in Beziehung bringen. Diese aktive Beziehungsaufnahme zu den Übungen ist uns wichtig, da sie die oben erwähnte innere Seelenkraft des Menschen fördert, genau so, wie das schon im Zusammenhang mit unserer Raumgestaltung (unter: „Impressionen“) erwähnt wurde. Das eigene „Ich“ des Menschen, des Lernenden oder des Interessierten tritt dem Objekt des Interesses gegenüber. Dies kann die bauliche Form, eine Yoga-Literatur, ein Bild oder eben der eigene Körper in einer Yoga-Übung sein.

Wie aber bringt man sich „in Beziehung“ zu einer Übung oder zu einem interessanten Themengebiet?

Normalerweise leitet uns das sogenannte „Nutzprinzip“. Wir sind es gewohnt, etwas zu benutzen, damit es uns dient. Dadurch machen wir uns aber auch auf deutliche oder auf feinere, subtilere Weise leicht abhängig von der Sache, die „uns etwas bringt“. Diese Abhängigkeit schwächt. Stärkender ist es für den Menschen, vor allem in seelischer Hinsicht, wenn er sich mit Interesse oder sogar „Forscherdrang“ in Beziehung zu etwas Neuem bringt. Im Yoga gibt es viel Interessantes zu entdecken.

Als Beispiel können wir einmal zwei klassische Hatha Yoga asana herausgreifen:

Der Zehenspitzenstand trägt als typische Balanceübung einen ganz anderen Bedeutungssinn als das Dreieck in seiner inneren Wesensanlage. Beide unter-scheiden sich sowohl in ihrer äußerlichen Gestalt, als auch in ihren seelisch-geistigen Wesensaspekten: Die Zehenspitzenstellung schenkt mehr eine Ruhe und Zentrierung im Bereich des Herzens. Man erlebt eine Innerlichkeit, die zusammen mit dem aufgerichteten Rücken ein feines Gefühl von Anmut hervorrufen kann. Auch sind die Gleichgewichtsübungen allgemein ein Sinnbild für die Ausgeglichenheit zwischen den Gegensätzen im Leben wie rechts und links, oben und unten, aber auch von Gefühlen und Zuständen wie Freude und Leid oder Erfolg und Misserfolg. Wir erleben in dieser unsicheren Standposition, dass es eine Anforderung ist, sich immer wieder neu in seinem eigenen Standpunkt auch gegenüber der Umgebung zu gründen. Die Koordination und Kontrolle gegenüber dem „Umfallen“ gelingt leichter, wenn man sich der Mitte der Übung, des eigenen Herzens bewusst bleibt. So kann man unter anderem auch ein Gefühl dafür entwickeln, dass man eine eigene, innere Mitte besitzt. Dieses Bewusstsein und Empfinden für eine eigene innere Mitte, die aktive Aufrechterhaltung eines Standpunktes und die erste Unabhängigkeit von der Umgebung, die man dadurch fühlend erahnt, tragen zu einem gesunden Selbstwertgefühl bei.

Die Praxis des Dreiecks führt zu einer angenehmen Weite in der Atmung und zu einer Auflösung von nervösen Spannungen oder Ängsten, die wir aus der Umgebung aufgenommen haben. Abwechselnd zur rechten bzw. zur linken Seite greifen wir weit hinaus, so dass sich die Flanken dehnen und die Atmung weit werden kann. Stabil erleben wir dabei die Standposition mit gegrätschten Beinen. Der Bereich um die Halswirbelsäule bleibt leicht und gelöst.Die regenerierende Weite in der Atmung führt zu einem klareren, unabhängigeren und freieren Denken. 

Es ist nach unserer Beobachtung heutzutage weniger der Körper, der den Anforderungen des Alltages standzuhalten hat. Dies war früher so, als der Mensch noch viel mehr körperliche Arbeit zu leisten hatte.

In einem Zeitalter, in dem die Nervosität, das Erschöpft- oder Ausgebranntsein fast selbstverständlich zum Alltag gehören, sehen wir die dringliche Notwendigkeit die Seele selbst mit ihren Kräften des Denkens, des Fühlens und des Wollens zu stärken. Diese Kräfte der Seele zu trainieren, sie zu stabilisieren, sie zu sensibilisieren und im Sinne einer steten Weiterentwicklung „bewegt, interessiert und „spannkräftig“ zu halten, ist eines unserer wesentlichen Anliegen.

Die klassischen Körperübungen des Hatha-Yoga werden dadurch zu Seelenübungen.

Dieses Prinzip, durch die Yoga-Körperübungen das Seelische im Menschen zu stärken, gilt bei uns von Anfang an, egal ob sie einen „Anfänger-„, „Fortgeschrittenen-“ oder „Yoga-Leicht-“ Kurs besuchen möchten.

Zu diesen drei Kursangeboten finden Sie nachfolgend zu diesen Ausführungen detailliertere Informationen.

„Die Inhalte und Erkenntnisse, die wir zu den verschiedenen Körper- und Seelenübungen des Yoga im Unterricht vermitteln, basieren auf unserer eigenen Auseinandersetzung mit dem „Yoga aus der Reinheit der Seele“, einem Ende der Achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts geschaffenen geistigen
Schulungsweges mit Yoga. Heinz Grill, der Begründer dieses Übungsweges ist von Beruf Heilpraktiker und Yogalehrer gewesen, bevor er durch angeborene innere Veranlagung und eigenes Studium und Üben die reale geistige Schau und Erfahrung der unsichtbaren geistigen Dimensionen des Menschseins, und
damit das Ziel des Yoga, erlangt hat. Er hat in einem umfangreichen literarischen Werk seine geistigen Erkenntnisse zu verschiedenen Sachgebieten wie Medizin, Pädagogik, Seelsorge, Ernährung, Architektur, Klettern und Naturerleben sowie östliche und westliche Spiritualität und Yoga veröffentlicht.“

In einem seiner sehr schön illustrierten Yoga-Bücher drückt er ein zentrales Anliegen der Yoga- Übungspraxis so aus:

„Der Yoga soll die Seele vom Leibe befreien und in einen schöpferischen Neuanfang mit klaren, offenen, weiten Wahrnehmungen aus der unabhängigen Gegenwart der Situation selbst liefern.“

(Die Seelendimension des Yoga ; Heinz Grill; Vaihingen/Enz, 2003)

Ein solches Freiwerden des Bewusstseins von den Abhängigkeiten des Leibes wirkt aufbauend, förderlich und heilsam hinsichtlich der eigenen Seelenentwicklung und auch der des persönlichen näheren Umfeldes. Dieser Ansatz entspricht einem sogenannten „Neuen Yogawillen“, der von R. Steiner 1919 in seinem Vortrag „Der neue Yogawille – die Michaelskultur der Zukunft“ vorgestellt und ausgeführt wurde.

Wir selbst bemühen uns auch um eine Umsetzung des von Rudolf Steiner angeregten „Neuen Yogawillen“ oder des „Integralen Yoga“, wie er von Sri Aurobindo gelehrt wurde. Diese drei geistigen Lehrer, Heinz Grill, Sri Aurobindo und Rudolf Steiner, treffen mit verschiedener Terminologie im Kern dieselbe Aussage,
dass der Yoga mit seiner im Spirituellen gegründeten Praxis in eine Synthese mit der Welt durch den Praktizierenden führen sollte. Wir verstehen uns dabei nicht als Vertreter einer Richtung oder als Schüler und Geweihte eines „Guru“, wie das oft in Yoga-Traditionen der Fall ist. Als Teilnehmer unserer Yogakurse werden Sie deshalb weltanschaulich ganz frei gelassen. Die Möglichkeit einer Zugehörigkeit zu einer Gruppe, Kirche oder Vereinigung gibt es bei uns nicht.

Genaueres über die Vorgehensweise bei der asana-Praxis für Fortgeschrittene finden Sie gleich im Anschluss unter „Kurse für Fortgeschrittene.“

Wenn Sie sich für einen Yoga-Anfänger-Kurs interessieren, hoffen wir, Ihnen mit den abgebildeten Bildern und Beschreibungen „Lust auf mehr“ gemacht zu haben. Und keine Sorge:

Die Yogaübungen können, je nach den individuellen Möglichkeiten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden praktiziert werden. Eine vollkommene Beweglichkeit ist nicht erforderlich.

Der Anfänger erlebt die beginnende Phase ruhig, mit wagemutiger Entschlossenheit einen neuen Schritt zu tun …

… der Fortgeschrittene wagt sich, geführt vom Gedanken zum Bedeutungssinn der asana, mit einer überschauenden und sorgfältig erwogenen Ruhe spannkräftig in die Endstellung hinein.

Kurs Yoga leicht

Die körperlich einfachste Art, sich dem Yoga anzunähern, ist mit diesem Kurs gegeben. Er dauert nur 60 Minuten. Er ist für Menschen mit Bewegungseinschränken oder für Teilnehmer mit einer etwas schwächeren Kondition gedacht. Dies können Wirbelsäulen-, Knie- oder Hüftbeschwerden sein, aber auch andere Einschränkungen, die es dem Übenden noch erlauben, Yoga zu praktizieren. Viele der Teilnehmer in diesem Kurs sind auch ganz gesund, möchten aber etwas weniger Anforderung.

Kurse für Anfänger

Im Anfängerkurs geht es zunächst um das Kennenlernen und Erlernen der körperlichen Ausführung der asana. Die Stärkung der Rumpfmuskulatur, eine aufrechte Haltung, Beweglichkeit und das freie Zulassen des Atems werden gefördert.

In einzelnen Übungsstunden erhalten Sie Grundkenntnisse zur Anatomie und Philosophie sowie Hinweise auf sinnvolle Kursbegleitende Literatur für das Üben zu hause. Durch das Interesse an dem neuen „Hobby“ entsteht eine natürliche Aufmerksamkeit, die die Seele belebt und zu innerer und äußerer Spannkraft führt.

Die Leichtigkeit und Ästhetik im Ausdruck der Bewegungen ist uns wichtig. Ein durchaus künstlerisch zu nennendes Element kommt damit zum Ausdruck.

Die Bewegungsanweisungen sind vollkommen im Einklang mit der Funktionalität des Bewegungsapparates und somit heilsam und befreiend.

Kurse für Fortgeschrittene

Nachdem wir in den Anfängerkursen die äußere Form der asana gelernt haben, können wir nun die innere, seelische Dimension der asana erfahren, erforschen und erleben. Diese sogenannte „Seelendimension“ gibt eigentlich erst die Substanz und eine schier unendliche Weite an neuen Erfahrungsmöglichkeiten in die Yoga-Übungspraxis. Wenn man einmal verschiedene Erfahrungen mit der seelisch erlebbaren Dimension der asana gemacht, dann erscheint die rein körperliche Ausführung einer asana dem inneren Empfinden wie der hölzerne Rahmen eines Bildes: Die Knochen und Muskeln halten den äußeren Rahmen aufrecht, aber das Leben, das Bild, das Licht und die Farben kommt erst durch die seelische Empfindung hinein.

Der Atem zeigt die Verbindung zwischen Körper und Seele. Fließt er ohne Druck, leicht und frei, so wirkt die Übung belebt. Ist der Atem angehalten, gepresst oder sehr vital, wirkt die Übung starr oder aufdringlich. Wenn man sich in der Yoga-Übung der inne liegenden Empfindungen bewusst wird, geschieht etwas mit dem Atem: Er fließt der Empfindung gemäß lebendig, unaufdringlich und frei in der jeweils angesprochenen Körperregion. Geschieht die Realisation so einer „seelischen Empfindung“, beispielsweise einer inneren Weite, so wird automatisch auch der Atem angenehm weit und frei. Im ästhetischen Ausdruck der Bewegung kann der sensible Betrachter die Weite wahrnehem, da sie tatsächlich in der Seele des Ausführenden zum Leben gekommen ist.

Was aber ist die Seele?

Der Begriff der „Seele“ ist sicherlich genauso schwierig wie der Begriff der „Persönlichkeit“. In der Psychologie, in den Religionen und in den verschiedenen anderen wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Fachbereichen wird die menschliche Seele ganz unterschiedlich definiert.

Gemäß unserer bereits erwähnten Orientierung am „Yoga aus der Reinheit der Seele“ sehen wir die Seele als den „inneren Menschen“, der mit seinen sogenannten „Seelenkräften“ des Denkens, Fühlens und Wollens als Bewusstsein in seinem Körper lebt, weiterhin aber auch einen unsterblichen Anteil der Seele besitzt, die den zeitlich und räumlich begrenzten Körper einmal wieder verlassen wird und nach einer bestimmten Zeit auch wieder in einem neuen Körper zum Leben kommt. Die sogenannte „Reinkarnationslehre“ ist fundamentaler Bestandteil jedes Yoga und vieler westlich geprägter esoterischer Lehren,
wie beispielsweise der Anthroposophie.

Eine bildhafte Vorstellung, die wir recht schön finden ist die, die die Seele mit einem Ozean vergleicht: An der Oberfläche des Meeres ist das Wasser oft bewegt. Der Wind entfacht Wellen und Strömungen. In der Tiefe des Meeres aber herrscht Ruhe und eine unbekanntere Welt. Diese bewegte Wasseroberfläche können wir vergleichen mit unseren täglich wechselnden Gefühlen, Gedanken und Willensimpulsen. Wir können auch manchmal ruhigere, friedliche Tage haben, aber diese sind nicht bleibend. So kann an dieser Oberfläche, eigentlich der „innere Friede“ oder die „innere Ruhe“, die sich viele Yogateilnehmer wünschen, gar nicht bleibend gefunden werden.

Nach unserer Erfahrung kommen wir nach einigen Jahren der Yoga-Übungspraxis nicht mehr weiter, wenn wir allein auf körperliche und vielleicht auch psychologische Weise versuchen, einen bleibenden Seelenfrieden zu entwickeln, denn wir haben das tiefer liegende, stille, unvergängliche Gebiet der Seele, in dem die ersehnte „himmlische“ Ruhe, Liebe und Weisheit herrschen, noch nicht kennen gelernt.

HEINZ GRILL, dessen Bewegungskunst und tiefe geistige Erkenntnisfähigkeit man in unserem Kurs-Begleitbuch „Die Seelendimension des Yoga“ bewundern kann, schreibt auf Seite 21:

„Hinter all jenen Gefühlen des Lebens, hinter den Freuden und Leiden, hinter den Gefühlen von Erfolg und Misserfolg, hinter Ängsten und Hoffnungen, die sich durch den Körper und das körperliche Existenzsein bekunden, ruhen tiefere Wahrheitsempfindungen, die jenseits der polaren Gegensätze von angenehm und unangenehm sind. Diese tieferen Empfindungen (…) sollen in diesem neuen Yoga entwickelt werden (…)“

Diese Grundempfindungen, die in jeder menschlichen Seele in verschieden ausgeprägtem Maße ruhen, „stabilisieren und lenken das Leben auf wichtige Weise“.

Wenn Sie die Zeit und das Interesse hatten bis hierher zu lesen, werden Sie sich vermutlich fragen:

Welche „Wahrheitsempfindungen“ sind denn am Grunde meiner Seele zu finden?

Bevor wir die Frage beantworten, noch einige Gedanken zur Klärung vorweg:

Die Unterscheidung zwischen Gefühl und Empfindung

Diese Grund-Empfindungen der Seele sind, nach der Terminologie, wie wir sie benutzen, nicht zu verwechseln mit den gewohnten emotionalen Gefühlen. Kurz gesagt kann man den Unterschied etwa so beschreiben: Ein Gefühl kommt passiv in uns „hoch“, ohne dass wir es wollen. Es „überkommt uns“, wie man so sagt. Eine Empfindung sucht man bewusst auf. Man richtet sich willentlich auf einen Sachverhalt, eine Person oder ein Objekt aus und bildet sich durch wiederholte Beschäftigung damit eine Empfindung dazu. Die Empfindung ist objektiver Natur und unabhängig vom subjektiven „Geschmack“ oder von  Sympathie und Antipathie. Sie gehört zum Objekt, während das Gefühl zu uns selbst, also zum Betrachter gehört.

Wir können beispielsweise als seelische Empfindung eine angenehme Ruhe und Entspannung in der Herzgegend bei einer Yogaübung wahrnehmen. Diese Ruhe und Entspannung geht aber nicht aus unserer Persönlichkeit selbst hervor – vielleicht, weil wir gerade zufrieden sind – sondern sie ist eine inneliegende Empfindung, die uns aus dem Objekt, in diesem Falle aus der Körperübung, entgegen strahlt. Die Natur der Übung, ihr eigener, inneliegender Charakter und die mentale Vorstellung, die wir beim Üben aufbauen, haben eine Rückwirkung auf unser Befinden. Es kann uns so, je nach Übung beispielsweise im Herzen eine Innerlichkeit zuteil werden oder aus der Gegend des Sonnengeflechtes heraus auch eine befeuernde und motivierende Weite.

Im fortgeschrittenen Stadium des Übens können wir also mit Hilfe der gelernten asana, bestimmte Seelenqualitäten entwickeln. Diese seelischen Stärken, die einen gesunden Menschen auszeichnen und uns befähigen, unser Leben selbstbestimmt zu führen, stehen im Zusammenhang mit den „chakren“ (sprich: „Tschakren“, Singular: „Tschakra“, Sanskrit: Rad, Energiewirbel), den feinstofflichen Energiezentren des inneren Lebenskräfte-Stromes. Diese wiederum stehen aber auch in Verbindung mit dem Kosmos.

Denn:

Woher kommt die Energie, die wir als Lebenskraft spüren?

Jeder weiß, dass wir ohne die Energie der Sonne kein Leben auf unserem Planeten hätten. Aber auch die anderen Planeten geben Strahlungen in den Raum, die der Mensch über sein Nervensystem auch unbewusst empfängt. So erhalten wir unsere Energie aus dem Kosmos. Eine interessante Frage, die man sich vor dem Yoga Üben meist gar nicht überlegt ist:

Wie stehen wir eigentlich dem Kosmos gegenüber: Nehmend oder Gebend?

Die Ausführungen von Heinz Grill haben uns beim Besuch eines Vortrages erst auf diese durchaus berechtigte Frage gebracht. Soweit wir das schöpferische und seelisch aktive Ideal des „Yoga aus der Reinheit der Seele“ verstehen, ist es wichtig, dass wir die asana nicht allein deshalb praktizieren, um uns mit Energie „aufzuladen“, sondern, dass wir durch unsere Übungspraxis sogar neue Energien für den Kosmos generieren!

Wie das von statten gehen kann, lesen Sie weiter unten.

Zunächst zu den verschiedenen „Wahrheitsempfindungen“:

Die Grundempfindungen der Seele, die jeder Mensch in sich trägt, sind gleichbedeutend mit sogenannten „Seelenqualitäten“ oder einfach seelischen Stärken oder Fähigkeiten. Diese “ stabilisieren und lenken das Leben auf wichtige Weise“, wie wir weiter oben erfahren haben. Die seelischen Stärken korrespondieren energetisch mit den chakren, den sieben feinstofflichen Energiezentren, die unsichtbar, aber dennoch wahrnehmbar in uns angelegt sind.

Wenn wir Übungen ausführen, die das erste chakra mobilisieren, trainieren wir beispielsweise die Kraft zu Entschlossenheit, die Kraft zur körperlichen Aufrichtung und innerer Aufrichtigkeit. Mit dem 2. Zentrum entwickelt sich Vertrauen, seelische Stabilität, und damit auch eine Kraft zur Moralität. Die Körperbewegungen wirken gut koordiniert, wie fließend und weit ausgleitend.

Das dritte Zentrum, in Sanskrit: manipura chakra genannt, bedeutet: „Voller Feuer“. Hier entwickeln wir Dynamik, Zielstrebigkeit und Zuversicht in seelischer Hinsicht. Im körperlichen Erscheinungsbild wird der Mensch spannkräftiger, er regeneriert sich schneller, bekommt eine schönere, auch offenere, aufrechte Haltung. Vor allem wird auch die Atmung freier und weiter und der ganze Brustkorb kann sich von Spannungen befreien.

Das vierte chakra, das die Mitte der sieben chakra bildet, trägt auch sehr wesentlich zur Befreiung des Oberkörpers von Spannungen bei. Dies aber weniger durch Dehnung von Außen, sondern mehr dadurch, dass wir mit diesen Übungen, die vielfach Balance-Übungen sind, und sich auf die Herzgegend beziehen, eine innere Ruhe und Entspannung im Brustraum entwickeln. Empfindungen von Innerlichkeit und Ausgeglichenheit sind mit diesen ruhigen, introvertierten Übungen verbunden. Sie tragen aber auch die Kraft in sich, durch ein zunehmendes Bewusstsein für die eigene innere Mitte einen unabhängigen, individuellen Standpunkt in sich selbst zu finden und zu mehr aktiver, schöpferischer Aktivität zu kommen – sowohl im Denken, als auch im Bilden von Empfindungen als auch im Handeln. Der Mensch will sich aus seinem inneren „Ich“ heraus offenbaren und gestaltend tätig werden. Wir entwickeln mit dem Herz-chakra also auch aktive kreative Schaffenskraft und Freiheit im eigenen Standpunkt.

Die seelischen Fähigkeiten, die sich mit den sogenannten „höheren“ Zentren, das sind diejenigen oberhalb des 4. Zentrums, entwickeln, beziehen sich mehr auf qualitativ anspruchsvollere Fähigkeiten des Denkens bzw. der Steuerung des eigenen Bewusstseins. Sie können hier nur kurz erläutert werden:

Das fünfte Zentrum an der Schilddrüse steht in Verbindung mit Gegenwärtigkeit im Denken und feiner Sensibilität in der Wahrnehmung. Ein ganz neues Erleben kann durch die Existenz des fünften Zentrums entstehen: Der Mensch wird sich der eigenen Gedanken- und Gefühlsbewegungen bewusst. Er lebt nicht eingebunden in ihnen, wie das üblich ist, sondern tritt hinaus und beobachtet erstmals wie ein unbeteiligter Zuschauer seine eigenen Gedanken- Willens- und Gemütsbewegungen. Dies kann ihm eine große Souveränität geben, die noch gesteigert wird, durch die Fähigkeiten des folgenden sechsten Zentrums.

Dieses befindet sich auf Höhe der Stirn zwischen den Augenbrauen. Es ist der „Meditationspunkt, der in Indien von vielen Frauen traditionell durch ein „Bindi“, einen meist aufgeklebten Punkt, gekennzeichnet wird. Dieses Zentrum gibt die Kraft, einen Gedanken ruhig und beobachtend anzuschauen und sich nicht von drängenden Gefühlen aus der konzentrierten Anschauung reißen zu lassen. Es gibt allgemein die energetische Grundlage, die Beobachtung und Führung des eigenen Bewusstseins aufrecht zu erhalten.

Es ist der „stille Beobachter“, der sich weder mit dem vergänglichen Körper noch mit dem sich ständig wandelnden Bewusstsein identifiziert. (Siehe auch Leitbild)

Das siebente Zentrum steht für die Transzendenz, die vollkommene Körperfreiheit, die Freiheit der Seele von Bindungen und die direkte Beziehung zur Spiritualität.

Aufrichtigkeit, Aufrichtekraft, seelische Stabilität, Weite, Zuversicht und körperliche Vitalität und Spannkraft, gleichzeitig aber auch die innere Verbindung und das Gewahrsein zu einer stillen, ruhigen, innigen Herzensempfindung, eine eigene unabhängige Standposition und Freiheit im Zugehen auf das Leben, eine ruhige Distanz zu den oft aufwallenden eigenen Gefühlen und unstimmigen Gedanken und die weise projektionsfreie, objektive Sicht eines Heiligen im Gedanken- letztendlich die Einheit mit dem, was der Schöpfung als Liebeskraft zugrunde liegt – das sind unserer Meinung nach schon sehr ersterbenswerte innere Fähigkeiten.

Wie entwickeln wir solche seelischen Qualitäten mit Hilfe der Yogaübungen?

Nachdem wir im Anfängerkurs die körperliche Ausführung der grundlegenden asana gelernt haben, kommen in der fortgeschrittenen Praxis einige anspruchsvollere Variationen und neue asana hinzu. Insgesamt werden die Haltezeiten etwas länger.

Dies erlaubt uns, einen Zustand der Ruhe des Körpers zu finden, in dem sich eine erste gelöste Konzentration entfalten kann. Während dieser stillen Haltephasen lassen wir uns von Vorstellungen leiten, die wir zuvor einer guten spirituellen Yoga-Literatur entnommen haben. Diese Gedanken und nicht unsere Gefühle oder unser körperliches Befinden führten dann die Bewegung. Nur so können wir „über uns selbst hinauswachsen“.

Bei der Frage nach unserer „Yoga-Richtung“ könnten wir also scherzhaft antworten:

Wir bevorzugen die Richtung „von oben nach unten“.

Das bedeutet, wir gehen von geistigen Erkenntnissen (sogenannten „Imaginationen“) aus. Wir bewegen sie durch unsere Gedanken, bauen Vorstellungen dazu auf, bewahren sie und bringen sie so durch die rhythmische, wiederholte Praxis bis in unsere eigene Empfindung, bis zu einem „Aha-Erlebnis“, wie man es umgangssprachlich ausdrückt.

Indem wir uns mit niveauvollen, neuen Gedanken beschäftigen, erweitern wir unseren eigenen bisherigen Horizont. Die Grundlage der meisten Inhalte und Zusammenhänge, die wir zu den asana und chakra im Unterricht hereinführen, bildet vor allem die umfangreiche Literatur zum Thema Yoga von Heinz Grill.

Wir empfehlen für ein vertiefendes Selbststudium folgende Fachliteratur:

Der freie Atem und der Lichtseelenprozess„, Heinz Grill

Die Seelendimension des Yoga„, Heinz Grill

Ein neue Yogawille„, Heinz Grill

Übungen für die Seele„, Heinz Grill

Alle Bücher können beim Stephan Wunderlich Verlag bezogen werden

Die Beschreibungen zu den asana und deren seelischem Gehalt, die in der Kurs-Begleitliteratur nachzulesen sind, haben sich in unserer über 22- jährigen Praxis immer wieder bestätigt. Nach unserer Wahrnehmung sind die Texte und Bilder in den empfohlenen Büchern nicht nur überragend ästhetisch und perfekt, sondern vor allem von geistiger Liebe durchdrungen. Sie können verwandelnd, veredelnd und heilend auf den Menschen wirken.